Südkurier Nr. 151 vom 5.7.1977, 33. Jahrg., Seite 9



"Teufelstisch" wurde zwei Tauchern zum Verhängnis

Bergungsaktion in Wallhausen noch ohne Erfolg - Wasserschutzpolizei: Wir wurden zu spät alarmiert.

kod. Der sogenannte Teufelstisch bei Wallhausen wurde zwei begeisterten Sporttauchern aus Hirrlingen (Zollern-Alb-Kreis) zum Verhängnis. Der 27jährige Wolfgang Kurz und sein gleichaltriger Kamerad Eberhard Keller kehrten von einer Tauchtour, zu der sie am Sonntagnachmittag um 12.35 Uhr gestartet waren, nicht zurück. Aber erst um 18 Uhr abends wurde die Wasserschutzpolizei Konstanz alarmiert. Oberkommissar Manfred Rehm, der mit der Leitung der noch immer andauernden Bergungsaktion beauftragt ist: "Zu spät, um wirksame Maßnahmen zu ergreifen." Die Ursache des Unglücks ist bisher noch nicht geklärt. Wolfgang Kurz und Eberhard Keller, beide Mitglieder des Tauchsportclubs Ravensburg, galten im Verein als erfahrene Sporttaucher. Am "Teufelstisch" ist der Bodensee 80 Meter tief.

Der Lehrer Wolfgang Kurz und sein Sportkamerad, der Werkzeugmacher Eberhard Keller, starteten am Sonntag früh gegen sieben Uhr von ihrem Heimatort Hirrlingen aus an den Bodensee. Ihr Ziel war Wallhausen. Hier wollten sie am "Teufelstisch", einer Felsnadel, die aus 80 Meter Wassertiefe herausragt und ein beliebtes Tauchgebiet ist, ihren Freizeitsport ausüben.

Die beiden Hirrlinger galten im Kreis ihrer Tauchkameraden als gute Sporttaucher und routinierte Taucher. Sie hatten ihr Hobby auch schon im Mittelmeer und bei Kapstadt ausgeübt. Eine Tauchärztliche Untersuchung, der sich die beiden noch am Dienstag vergangener Woche unterzogen hatten, viel für beide Sportler sehr gut aus.

Mit Doppelpreßluftflaschen, die 4000 Liter Luft faßten und für 40 Minuten ausreichten, gingen Wolfgang Kurz und Eberhard Keller um 12.35 Uhr ins Wasser. Mit einer Freundin, die am Ufer zurückblieb, vereinbarten sie einen Tauchgang von 30 Minuten. Dazu ein Sportkamerad aus Ravensburg: "Bisher hatten sie sich immer an die Vereinbarungen gehalten, ebenso an das oberste Tauchgesetz, nie allein zu tauchen."

Erst nach 90 Minuten, als die beiden Sportler noch immer nicht aufgetaucht waren, versuchte die Freundin in Wallhausen eine private Rettungsaktion zu starten, die jedoch erfolglos verlief. Schließlich wurde gegen 18 Uhr die Wasserschutzpolizei Konstanz alarmiert. Da war es jedoch zu spät, erfolgversprechende Rettungsmaßnahmen einzuleiten.

Die Eltern der beiden ledigen Sporttaucher wurden gegen 23.30 Uhr am Sonntagabend durch die Polizei von dem Unglück informiert. Zwei jüngere Brüder des Lehrers und ein Bruder des Werkzeugmachers fuhren noch in der Nacht nach Wallhausen. "Wir wollten wissen, was los ist. Hoffnung haben wir nicht mehr", so der 26jährige Bruder des verunglückten Wolfgang Kurz. Wie der Bruder berichtet, haben die Eltern ihren ältesten Sohn immer vor dem Tauchen gewarnt und ihn gebeten, diesen gefährlichen Sport aufzugeben. "Aber diese Sportart hat Wolfgang fasziniert. Er hat Unterwasserfilme gedreht. Tauchen war halt sein Hobby", so der Bruder des Lehrers.

"Tauchen ist nicht gefährlicher als jeder andere Sport auch", meint dazu Joachim Werner, der mit zehn anderen Mitgliedern des Tauchsportclubs Ravensburg am Montag nach Wallhausen gekommen war, um bei der Bergung ihrer Sportkameraden zu helfen. "Man ist beim Tauchen eben auf die Geräte angewiesen und muß sich auf die Technik verlassen. Bisher aber hatten die beiden keine Defekte an ihren Tauchgeräten und hielten sich immer an die Regeln", berichtet Joachim Werner. Der Ravensburger Tauchsportclub war bereits mehrmals bei Bergungsaktionen im Bodensee im Einsatz. Die zehn Sporttaucher brachten starke Hallogenlampen mit, um bei der Suchaktion unter Wasser bessere Sicht zu haben.

Bis in die Abendstunden des Montag waren die Wasserschutzpolizei Konstanz und die Ravensburger Sporttaucher im Einsatz. Systematisch gingen sie dabei vor. In Gruppen suchten sie das Gebiet um den "Teufelstisch" ab. Die Suche nach Wolfgang Kurz und Eberhard Keller blieb jedoch erfolglos. Von den jungen Männern fehlt noch immer jede Spur.
sd




IN GRUPPEN suchte das Bergungsteam systematisch das Gebiet um den Teufelstisch nach den beiden vermißten Sporttauchern ab.




DIE GROSS ANGELEGTE BERGUNGSAKTION verlief bisher ohne Ergebnis: Von den zwei Sporttauchern, die seit Sonntag in Wallhausen vermißt werden, fehlt noch immer jede Spur.
Bilder: Paproth




Zurück zur Seite der kompletten Dokumentation

Zurück zur Seite "Geschichte um die Ereignisse am Teufelstisch"

Zurück zur Teufelstisch-Informations-Seite